Projekt: "Klimaschutz durch natürliche Waldentstehung"
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ProProjektbeginn:
Juni 2016
ProFlächengröße:
ca. 5.700 m²
ProFlächeneigentümerin:
Stadt Telgte
Die Fläche liegt nördlich von Westbevern an der Lengericher Straße, Abzweig Kortenkamp. (Zum Vergrößern der Luftaufnahmen klicken Sie bitte in die Grafik).
Im Rahmen der Klimaschutzwoche im Kreis Warendorf wurde im Juni 2016 der Startschuss für das städtische Renaturierungs-Projekt „Klimaschutz durch natürliche Waldentstehung“ gegeben. Dies findet auf einer ca. 5.700 m² großen städtischen Fläche statt, die zuvor jahrelang als Grünland landwirtschaftlich genutzt wurde. Nach einer letzten Mahd wird die Fläche nun sich selbst überlassen und es finden keine menschlichen Eingriffe mehr statt. Auf lange Sicht wird ein Wald entstehen. Dieser Wald wird nachhaltig bestehen, weil er zukünftig nach dem Landesforstgesetz NRW in seinem Bestand geschützt ist.
Wälder sind Klimaschützer, weil sie durch Photosynthese das Treibhausgas CO2 aus der Luft aufnehmen und langfristig in ihrer Biomasse speichern. Darüber hinaus treten weitere positive Effekte ein und die Fläche wird ökologisch aufgewertet.
Zur themenbezogenen Wissensvermittlung wird dieses Projekt von der Sekundarschule Telgte begleitet. Die Schülerinnen und Schüler begehen die Fläche in regelmäßigen Abständen, um den Pflanzen- und Tierbestand aufzunehmen. Somit wird auch die Flächenentwicklung als Ganzes dokumentiert.
Warum entsteht auf dieser Fläche nachhaltig ein Wald?
In unseren Breiten ist Wald der natürliche Vegetationszustand, der sich durch Sukzession langsam herausbildet. Als Sukzession wird die zeitliche Abfolge von verschiedenen Pflanzenbeständen an einem Standort bezeichnet. Die Pflanzenentwicklung beginnt in einem Ausgangsstadium und schließt mit einem relativ stabilen Endzustand, in diesem Fall Wald, ab. Mit der Pflanzenentwicklung geht auch eine Entfaltung des Tierbestandes einher. Der Natur wird in diesem Projekt Freiraum zur Entwicklung gegeben – das natürliche Gleichgewicht stellt sich von allein ein.
Damit der Wald nachhaltig bestehen wird, wurde von der Stadtverwaltung Telgte ein Erstaufforstungsbescheid beim zuständigen Forstamt beantragt. Dieser führt dazu, dass die Fläche als Wald festgesetzt wird und zukünftig nach Landesforstgesetz NRW geschützt ist. Somit werden in Telgte dauerhaft zusätzliche Bäume wachsen.
Wieso sind Wälder Klimaschützer?
Grüne Pflanzen – und somit auch Bäume – betreiben Photosynthese zur Energiegewinnung. Dies ist ein biochemischer Vorgang, bei dem mithilfe von Sonnenenergie Wasser und CO2 in Zucker und Sauerstoff umgewandelt werden. Der Sauerstoff wird an die Umgebung abgegeben und der Zucker für Wachstums- und Stoffwechselprozesse weiter verwendet. Für ihr Wachstum und ihren Erhalt nehmen Bäume also ständig das Treibhausgas CO2 aus der Atmosphäre auf und speichern es in ihrer Biomasse. Holz besteht zu 50 % aus Kohlenstoff (C).
Da Bäume die größten und massivsten Pflanzen sind, findet dieser Prozess in einer viel größeren Dimension statt als z.B. bei Gräsern oder Sträuchern. Darüber hinaus trägt der hohe Verholzungsgrad von Bäumen zum positiven Effekt auf das Klima bei. Bei einem Absterben der Bäume verrottet das stabile Holz nämlich nicht vollständig. Somit wird bei der Verrottung von Bäumen weniger CO2 wieder freigesetzt, als diese zuvor gebunden haben.
Im Kyoto-Protokoll spielt Wald wegen der Aufnahme von CO2 aus der Atmosphäre und der langfristigen Kohlenstoffspeicherung eine wichtige Rolle. Die Anlage neuer Waldflächen ist eine anerkannte CO2-Minderungsmaßnahme.
Welche Menge CO2 wird der künftige Wald speichern?
Unter Berücksichtigung von Durchschnittswerten werden die Bäume im Wald ca. 7,4 t CO2 pro Jahr speichern. Das entspricht ca. 87 % der jährlichen CO2-Emissionen eines Telgters. Je länger der Wald später besteht, desto mehr wird dann zusätzlich noch der Boden zu einem beträchtlichen CO2-Speicher werden. Hier werden sich nämlich abgestorbene Baumbestandteile ansammeln, die von Bodenorganismen dauerhaft in den Mineralboden eingearbeitet werden.
Wie trägt ein Wald zur Anpassung an den Klimawandel bei?
Klimaanlage: Das geschlossene Kronendach der Bäume wirkt wie ein schützendes Zeltdach. Es schützt das Waldesinnere vor Wind, Sonneneinstrahlung, nächtlichen Wärmestrahlungsverlusten und vor Austrocknung. Daher ist es im Wald im Sommer kühler, im Winter dagegen etwas wärmer als im Freien. Die Wälder geben diese Kühle bzw. Wärme dann auch an die Umgebung ab und wirken auf diese Weise temperaturausgleichend.
Windbremse: Seit jeher werden Bäume und Hecken als Windschutz gepflanzt. Schon am Waldrand lässt die Windbewegung nach, das schützt den Waldboden vor Winderosion.
Luftreinigung: Mit ihrer großen Oberfläche filtern Wälder Stäube, Gase und andere Luftverunreinigungen aus der Luft.
Wasserwerk: Der Wald spielt eine besondere Rolle in den globalen und lokalen Wasserkreisläufen. Er hat die herausragende Fähigkeit, Wasser zu speichern und zu reinigen. Niederschläge fließen im Wald nicht einfach als Oberflächenwasser ab und führen zu Bodenabtrag, sondern sickern fast vollständig in den Boden ein. Der Waldboden wirkt wie ein Schwamm und kann auch große Wassermengen wie z.B. nach Dauerregen aufnehmen und vor Hochwasser schützen. Gleichzeitig wird das Wasser beim Weg durch die unterschiedlichen Bodenschichten sehr gut gereinigt. So werden Quellen und Grundwasser gleichmäßig und kontinuierlich mit sauberem Wasser gespeist.
Schutz vor Bodenerosion: Aufgrund der Wasserhaltefähigkeit des Waldbodens bewahrt der Wald die Landschaft vor Bodenabtrag durch schnell abfließendes Oberflächenwasser. Auch Erdrutsche kann der Wald verhindern, da das weitverzweigte Wurzelnetz der Bäume dem Boden Halt gibt.