Mit einer spektakulären Unterwasser-Sitzung hat die Regierung der vom Untergang bedrohten Malediven auf die Gefahren des Klimawandels hingewiesen. Präsident Mohammed Nasheed und sein Kabinett tagten im Oktober 2009 in voller Taucherausrüstung eine halbe Stunde lang an einem hufeisenförmigen Tisch in sechs Metern Tiefe.
Um die Auswirklungen des Klimawandels einzudämmen, hat die Bundesregierung die Klimaschutzinitiative geschaffen. In deren Rahmen sollen im Wesentlichen die drei großen „E“s angegangen werden: Energieeinsparung, Energieeffizienz und Erneuerbare Energien. Diese Anforderungen sollen insbesondere auch dezentral umgesetzt werden, da in Deutschland ca. 70 % der Bürger in Kommunen mit weniger als 100.000 Einwohnern leben. Klimaschutz ist also nicht alleine eine Frage der „großen Politik“. Daher fördert die Bundesregierung regionale Klimaschutzprojekte im Sinne von „Global denken, lokal handeln“.
Die Stadt Telgte hat sich dieser konkreten Herausforderung für die Zukunft gestellt und im Jahr 2010 ein Integriertes Klimaschutzkonzept formuliert, dessen Umsetzung der Rat bereits Ende 2010 verabschiedet hat. "Eine Stadt allein kann aber doch das Weltklima nicht retten!" werden viele sagen. Sicherlich nicht. Aber wir können am meisten erreichen, wenn wir in überschaubaren Gruppen gemeinsam handeln. Denn Telgte mag zwar für das Weltklima bedeutungslos sein - aber das Weltklima ist es nicht für Telgte!
In diesem Konzept sind quantitative und qualitative Klimaschutzziele dezidiert beschrieben, und auf dieser Basis findet eine schrittweise Umsetzung der Einzelmaßnahmen in enger Abstimmung zwischen Rat und Verwaltung statt. Hinzu kommt der Ausbau der regenerativen Energieträger, insbesondere der Photovoltaik und der Nutzung der Windenergie.
Im Einzelnen handelt es sich um folgende quantitative und qualitative Ziele: Quantitative Klimaschutzziele
Erzeugung von 50 % Strom aus regenerativen Energien bis zum Jahr 2020
klimaneutrale Stadtverwaltung (Gebäude) bis zum Jahr 2020
Qualitative Klimaschutzziele
Reduzierung des Einsatzes von Heizöl und Strom zur Gebäudebeheizung im privaten Bereich
Erhöhung der Sanierungsquote von Wohngebäuden
Stadt der kurzen Wege
Ausbau von Bürgerbeteiligungen bei Energieprojekten
Seit Mitte 2011 beschäftigt die Stadt Telgte zudem einen Klimaschutzmanager, der - zunächst auf drei Jahre befristet –die Umsetzung des Integrierten Klimaschutzkonzeptes systematisch betreibt und steuert. Ende 2013 hat der Rat einstimmig beschlossen, die Anschlussförderung zur Fortführung dieser Klimaschutzstelle für weitere zwei Jahre zu beantragen. Dem Antrag wurde inzwischen entsprochen, sodass der Klimaschutzmanager bis Mitte 2016 bei der Stadt Telgte angestellt ist.
Erfahren Sie im Sachstandsbericht 2014 mehr über die positiven Ergebnisse aus der Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes.
In der Energie- und CO2-Bilanz sowie in der wirtschaftlichen Betrachtung lassen sich bereits erste positive Entwicklungen ablesen:
Anteil der Erneuerbaren Energien am Stromverbrauch der Stadt Telgte ab 2010 Fortschreibung der Daten aus dem Integrierten Klimaschutzkonzept
Stand: 14.06.2019
2009
MWh
2018
MWh
Veränderung
zu Basisjahr
Stromeinspeisung
aus EE
16.712
32.891
+ 97 %
Stromverbrauch
73.715
72.624
- 1 %
Quote EE
23 %
45 %
+ 10 %
Bis zum Jahr 2020 sollen 50 % des Stromverbrauchs in Telgte durch Erneuerbare Energien erzeugt werden. Im Jahr 2018 lag diese Quote bereits bei 45 %.
Im Integrierten Klimaschutzkonzept der Stadt Telgte werden die Einsparpotenziale von CO2-Emissionen anhand konkreter Maßnahmen und Mengengerüste definiert. Diese Potenziale ergeben in Summe eine Absenkung der Treibhausgasemissionen von 2009 bis 2020 um rund 20 %.
Um die Verhältnismäßigkeit aufzuzeigen, sind an dieser Stelle die Klimaschutzziele der Bundes- und der Landesregierung NRW genannt. Sie beziehen sich jeweils auf die Treibhausgasemissionen des Basisjahrs 1990:
Bundesziele
bis 2030: Reduktion der Treibhausgasemission um 55 %
bis 2050: weitgehend treibhausgasneutral
NRW (strukturell bedingt weist NRW einen relativ hohen Treibhausgasausstoß auf; daher wurden weniger strenge Ziele formuliert)
bis 2020: Reduktion der Treibhausgasemission um 25 %
bis 2050: Reduktion der Treibhausgasemission um mindestens 80 %
Durch die o. g. Maßnahmen und Entwicklungen kommt die Stadt Telgte neben der Umsetzung der von der Bundesregierung beschlossenen Klimaschutzziele auch einem eigenen Interesse nach. Einerseits wird durch eingesparte Energiekosten finanzieller Handlungsspielraum der Kommune gewonnen und andererseits die regionale Wertschöpfung gefördert. In diesem Zusammenhang kann Klimaschutz ökologisches und ökonomisches Handeln miteinander vereinbaren und konkrete, auch geldwerte Vorteile erbringen.
Klimaschutz kann nur vor Ort gelingen. Deshalb bekennt sich die Stadt Telgte ausdrücklich zu den Zielen der Klimabeschlüsse auf Bundes- und Landesebene und wird den eingeschlagenen Weg für eine effiziente Umsetzung dieser Ziele auf der lokalen Ebene weiter beschreiten.
Übrigens: Sogar die sogenannten Klimaskeptiker, die den Klimawandel, seine Hintergründe und Auswirkungen abstreiten, können nicht verneinen, dass die begrenzte Verfügbarkeit fossiler Energieträger den Umstieg auf Erneuerbare Energien und Energieeinsparungen zwingend erforderlich macht.