Seinen Ursprung verdankt Telgte einer Emsfurt, an der ein bedeutender Handelsweg nach Osnabrück und Bremen abzweigte. Stark frequentiert war auch der alte Münsterweg, der südlich von Telgte nach Paderborn und Minden führte. Im 12. Jahrhundert entstanden die ersten nennenswerten Ansiedlungen.

um 1110 | Erste Namensnennung einer Ansiedlung "Telgoht" |
1137 | Urkundliche Erwähnung einer Emsmühle |
1238 | Telgte erhält durch Bischof Ludolf von Holte Stadtrechte. |
1255 | Eine Urkunde mit dem ältesten noch erhaltenen Stadtsiegel, das die Abbildung einer Eiche (Telge) zeigt, belegt die Mitgliedschaft zum Rheinischen Städtebund. |
1276 | Das Haus Langen, eine mittelalterliche Anlage in Westbevern, wird wegen eines Friedensbruches der Herren von Langen durch den Bischof Everhard von Münster zerstört, bald aber wieder aufgebaut. |
1309 | Erste Nachricht über eine Schule in Telgte |
um 1370 | Bischof Florenz lässt die Stadtmauer und eine Burg, die so genannte Florenzburg, errichten. |
um 1370 | Entstehung des Telgter Gnadenbildes (Muttergottes) |
1453 | Telgte wird während der Münsterischen Stiftsfehde durch Bischof Rudolf von Utrecht eingenommen; die Mühle wird niedergebrannt. |
1455 | Erste Erwähnung des Telgter Gnadenbildes |
1469 | Erste Erwähnung von Telgte als Hansestadt |
um 1500 | Großer Stadtbrand |
um 1522 | Beginn des Neubaus der Clemenskirche |
1533 | Bischof Franz von Waldeck organisiert unter anderem von Telgte aus den Widerstand gegen die Wiedertäufer. |
1538 | Der Jude Smul erhält die Erlaubnis, in Telgte zu wohnen und im Stift Münster Geldhandel zu treiben. |
1590/91 | Brandschatzung und Plünderungen während des niederländisch-spanischen Krieges |
1599 | Pest in Telgte, ihr fällt die Hälfte der Stadtbevölkerung zum Opfer. |
1616 | Verlegung des Telgter Hauptmarktes vom Martini-Termin im November auf den Mariä-Geburts-Termin im September |
1618-1648 | Der Dreißigjährige Krieg bedeutet für Telgte Schreckensjahre mit Einquartierungen, Kontributionen und Kampfhandlungen. Teile der Befestigungen werden zerstört. Eine hohe Schuldenlast ist die Folge. Durch einen Schutzbrief, den Herzog Christian von Braunschweig ("Toller Christian") am 26. April 1623 ausstellte, kann sich Telgte von Plünderung und Brandschatzung freikaufen. Ein Angriff protestantischer Truppen unter Führung des Herzogs Bernhard von Sachsen-Weimar kann erfolgreich abgewehrt werden (1641). |
1623 | Anfertigung des Telgter Hungertuches, das in der Fastenliturgie eine besondere Rolle spielte. |
1651 | Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen genehmigt den Franziskaner-Observanten aus Münster und Warendorf die erste große Wallfahrt nach Telgte. |
1654 | Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen gibt den Bau einer Wallfahrtskapelle für das Telgter Gnadenbild in Auftrag und ordnet für sein Bistum die Wallfahrt nach Telgte an. Alljährlich finden nun große regionale Wallfahrten zur Telgter Muttergottes statt. |
1738 | Eine Brandkatastrophe vernichtet große Teile der Stadt. |
1754 | Großes Jubelfest zum 100-jährigen Bestehen der offiziell angeordneten Wallfahrt |
1763 | Nach Beendigung des Siebenjährigen Krieges wird die Stadtmauer abgerissen. |
1802 | Nach Auflösung des Fürstbistums Münster gehört Telgte zu Preußen. |
1806-1813 | Telgte unter französischem Gouvernement, im Großherzogtum Berg und im Kaiserreich Frankreich |
1813 | Telgte wird wieder preußisch. |
1814 | Einquartierung von 1400 Kosaken, die den napoleonischen Truppen nachstellen. |
1816 | Telgte wird dem Landkreis Münster zugeordnet. |
1818 | Eingliederung der Bürgermeisterei Westbevern in den Telgter Bezirk |
1844 | Aus der bisherigen Bürgermeisterei wird das Amt Telgte, das aus den Gemeinden Telgte-Stadt, Telgte-Kirchspiel und Westbevern besteht. |
1844 | Pater Christoph Bernsmeyer legt den Grundstein für das "St. Rochus-Hospital" (Hülle) und gründet den Orden der Krankenschwestern nach der dritten Regel des heiligen Franziskus. |
1859 | Eröffnung des "Knickenberg'schen Instituts", einer höheren Privatschule mit Internat |
1871 | Westbevern erhält einen Anschluss an das überregionale Verkehrsnetz der Eisenbahn |
1887 | Eröffnung der Eisenbahnlinie Münster-Telgte-Warendorf |
1898 | Neubau der Kirche Ss. Cornelius & Cyprianus |
1902 | Zur Erinnerung an den Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen wird am Münstertor ein Denkmal errichtet. |
1904 | Marienkrönung auf dem Marktplatz durch den Kölner Kardinal Fischer; Papst Pius X. nimmt das Telgter Gnadenbild offiziell in die Reihe der weltweit anerkannten Gnadenbilder auf. |
1917 | Anschluss an die Stromversorgung durch ein eigenes Elektrizitätswerk |
1932 | Die Firma Winkhaus gründet einen Zweigbetrieb in Telgte. |
1934 | Eröffnung des Heimathauses Münsterland, in dem jährlich Krippenausstellungen stattfinden. |
1938 | Die Synagoge an der Königstraße wird in der Nacht vom 10. auf den 11. November 1938, einen Tag nach der landesweiten Pogromnacht, niedergebrannt. Damit beginnt die Vernichtung der deutschen Juden, die seit der Machtübernahme Hitlers auch in Telgte diskriminiert und verfolgt wurden. |
1939-45 | Während des zweiten Weltkrieges verlieren viele Telgter ihr Leben. Die Stadt selbst bleibt weitgehend von den Auswirkungen des Bombenkrieges verschont. |
1953 | Einführung einer zentralen Wasserversorgung durch das neu erbaute Wasserwerk |
1964 | In Telgte werden drei neue Kirchen errichtet: die Kraftfahrerkirche St. Christophorus, die katholische St. Johannes-Kirche (2011 profaniert, seit 2012 denkmalgeschützt), die evangelische Petruskirche. |
1968 | Zusammenschluss der Stadt Telgte und der Gemeinde Telgte-Kirchspiel |
1970 | Baubeginn des Schulzentrums |
1974 | Das Rathaus am Baßfeld ist fertiggestellt. |
1975 | Auflösung des Amtes Telgte und Bildung der neuen Stadt unter Einschluss Westbeverns. Telgte kommt im Zuge der kommunalen Gebietsreform in NRW zum Kreis Warendorf. |
1986 | Die neue Umgehungsstraße wird für den Verkehr freigegeben. |
1988 | Stadtjubiläum - 750 Jahre Stadt Telgte |
1989 | Das Bürgerhaus - Kultur- und Tagungszentrum - ist fertiggestellt und wird seiner Bestimmung übergeben. |
1992 | Die Neugestaltung der Altstadt und die Maßnahmen zur Wohnumfeldverbesserung werden abgeschlossen. |
1994 | Als dritte Schulform wird in Telgte das städtische Gymnasium eingerichtet. |
1994 | Die erste städtische Kindertagesstätte wird in Betrieb genommen. |
1994 | Der Neubau des Krippenmuseums wird seiner Bestimmung übergeben. |
1996 | Eröffnung des Kornbrennereimuseums |
1998 | Das städtische Maria-Sibylla-Merian-Gymnasium wird fertiggestellt. |
2001 | Der Treffpunkt Telgte wird fertiggestellt. Das umgebaute alte Rathaus und der angrenzende Neubau vereinigen die Stadttouristik, die Stadtbücherei und die Volkshochschule unter einem Dach. |
2004 | 350. Wallfahrtsjubiläum |
2005 | Freigabe der Umgehungsstraße in Westbevern-Vadrup |
2006 | Neubau des Kreisverkehrs am Orkotten |
2007 | Gründung der Stadtwerke ETO |
2008 | Einführung des "Telgter Modells" zur Förderung der Zusammenarbeit zwischen Telgter Unternehmen und Schulen |
2011 | Fertigstellung der neuen Fußgängerbrücke am Bernsmeyerhaus. |
2012 | Modernisierung und Umstrukturierung Museum Heimathaus Münsterland und Krippenmuseum zu einem neuen Museum mit dem Namen RELiGIO - Westfälisches Museum für religiöse Kultur |
2015 | Einweihung des neuen Gerätehauses der Freiwilligen Feuerwehr Telgte |
1238 erhielt Telgte die Stadtrechte. Mit der Stadterhebung ergaben sich für die Bürger bessere Zukunftsaussichten und ein hohes Maß an Freiheit. Wie jede andere Stadt wurde Telgte Anziehungspunkt für Landbewohner, die auch den Schutz hinter der Stadtbefestigung zu schätzen wussten.
Vermutlich war Telgte schon vor der Stadterhebung 1238 mit Palisaden und einem Graben befestigt. Die Stadtmauer entstand um 1370, als Bischof Florenz in der Nähe der großen Mühle die Florenzburg errichten ließ. Bis auf den Bereich des Emsverlaufs umschloss die Mauer, die drei Tore hatte, ringförmig die Stadt. Nach dem Siebenjährigen Krieg (1756-1763) wurde die Stadtmauer niedergerissen.
Bis 1802 lag Telgte im Herrschaftsbereich des Fürstbischofs von Münster. Das Fürstbistum Münster gliederte sich in Ämter. Telgte gehörte zum Amt Wolbeck, dessen Verwaltung in den Händen des Amtsdrosten lag. In Telgte regelten die Bürgermeister und der Rat die Verwaltung.
Die wirtschaftliche und soziale Struktur Telgtes war geprägt von Landwirtschaft, Handwerk und Handel. Im Handwerk war seit alters her die Textilproduktion von Bedeutung. Einen Wirtschaftsfaktor bildeten in Telgte auch zahlreiche Kram-, Vieh- und Jahrmärkte, von denen sich der seit 1616 bestehende Mariä-Geburts-Markt bis heute erhalten hat.
Eine besondere Bedeutung hat in Telgte die Marienwallfahrt. Das Telgter Marienbild (Pietà) ist um 1370 entstanden. Der Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen (1650-1678) gilt als Förderer der Telgter Wallfahrt. Er legte 1654 den Grundstein für die Wallfahrtskapelle.
Für Telgte wie für das gesamte Münsterland bildeten die Jahre 1802 bis 1815 einen tiefen Einschnitt. Die Auswirkungen der Französischen Revolution und der Machtpolitik Napoleons erreichten auch die kleine Emsstadt Telgte. Sie wurde zunächst preußisch und stand dann zwischen 1806 und 1813 unter französischer Herrschaft. Nach der Völkerschlacht bei Leipzig, in der Napoleon geschlagen wurde, kam das Münsterland dann erneut unter preußische Administration.
1844 wurde das Amt Telgte gebildet, das aus den Gemeinden Telgte-Stadt, Telgte-Kirchspiel und Westbevern bestand. Es gehörte zum Landkreis Münster.
Ein bemerkenswertes Ereignis war die Gründung des St. Rochus-Hospitals durch den Franziskanerpater Christoph Bernsmeyer (1777-1858). Es wurde 1848 fertig gestellt und hat sich zu einer modernen Fachklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Neurologie entwickelt.
1887 wurde die Eisenbahnlinie von Münster nach Warendorf eröffnet, die Telgte an das überregionale Verkehrsnetz anband. Trotz des allmählichen Übergangs zur industriellen Produktion blieb aber der Amtsbezirk auch gegen Ende des 19. Jahrhunderts bis in die Weimarer Zeit hinein beschaulich und wenig entwickelt.
Ein Glücksfall war daher 1932 die Ansiedlung der Firma Winkhaus, die Schlösser und Baubeschläge produziert. Heute ist Winkhaus der größte industrielle Arbeitgeber in Telgte.
Der Zweite Weltkrieg war für Telgte ein tiefer Einschnitt. Der Ideologie des nationalsozialistischen Terrorregimes folgend, wurden die bis zum Ende der dreißiger Jahre in Telgte lebenden Juden diskriminiert, ihre Synagoge wurde 1938 geschändet und niedergebrannt. Elf dieser jüdischen Mitbewohner und zwei Sinti fanden in den Vernichtungslagern den Tod. Als Erinnerung und Mahnung wurde 2013 an der Königstraße eine Stele für die Opfer des nationalsozialistischen Terrorregimes in Telgte der Öffentlichkeit übergeben.
Als Folge des Krieges verloren 456 Menschen aus Telgte ihr Leben. Die materiellen Schäden und die Zerstörung von Häusern blieben dagegen eher gering. Für den Amtsbezirk Telgte war das Ende des Krieges allerdings ein tiefer Einschitt, da durch Evakuierung und Flucht eine Zunahme der Bevölkerung um rd. 42 Prozent stattfand. Die Behebung der hieraus folgenden Wohnungsnot blieb bis in die 1960er-Jahre ein Problem.
Die in den 1970er Jahren durchgeführte kommunale Gebietsreform betraf auch die drei Gemeinden des Amtes Telgte. Bereits 1968 kam es zur Fusion von Telgte-Stadt und Telgte-Kirchspiel zur neuen Stadt Telgte; 1975 erfolgte der Zusammenschluss mit der Gemeinde Westbevern. Obwohl die Stadt Telgte eine weitere Zugehörigkeit zu Münster anstrebte, wurde sie dem Kreis Warendorf zugeordnet.
Seitdem hat Telgte sein Gesicht verändert durch den Bau von Schulen, die Bereitstellung neuer Wohn- und Gewerbegebiete sowie die Neugestaltung der Altstadt. Dass auch Westbevern von Investitionen profitierte, zeigen die Dorferneuerung in den Ortsteilen Westbevern-Dorf und Westbevern-Vadrup sowie der Bau einer Umgehungsstraße.
Auch das weithin bekannte Museum Heimathaus Münsterland und das 1994 eröffnete Krippenmuseum haben neue Wege beschritten. Das heutige RELiGIO - Westfälisches Museum für religiöse Kultur - bietet den Besuchern seit April 2012 anschauliche Antworten auf religiöse Fragen. Die allgemeine Bevölkerungsentwicklung ist bedeutendes Thema bei zukünftigen Vorhaben. Die Stadt Telgte nimmt den demografischen Wandel als eine Herausforderung an und setzt sich schon heute mit diesem Thema ernsthaft auseinander, um die Folgen aktiv gestalten zu können.